Welche Materialien werden zur Teppichherstellung verwendet?
Bei der Teppichherstellung gibt es zwei große Begriffe, die einem bei den Materialien begegnen. Im Großen und Ganzen unterscheidet man zwischen Naturfaser- und Kunstfaserteppichen. Jede Kategorie beinhaltet zahlreiche Unter-Materialien, über die Sie garantiert auch schon einmal gestolpert sind. Um die Unterschiede etwas deutlicher zu machen, erläutern wir kurz die verschiedenen Merkmale.
Naturfasern
Der Name lässt es bereits vermuten – in diese Kategorie zählen alle natürlichen Stoffe, wobei auch hier zwei verschiedene Gruppen auszumachen sind. Leder-, Seiden- und Schurwollteppiche sind tierischen Ursprungs, weswegen sie zu den tierischen Naturfasern zählen. Zu den Teppichen aus Pflanzenfasern hingegen gehören Jute, Sisal, Baumwolle und Hanf. Nur der Werkstoff Viskose nimmt einen Sonderposten ein, da sie zwar pflanzlichen Ursprungs ist, aber synthetisch hergestellt wird. Naturfaser-Teppiche werden immer beliebter, da sie vor allem für Nachhaltigkeit und eine positive Umweltbilanz stehen. Als nachwachsende Rohstoffe lassen sie sich nicht nur hervorragend recyceln, sondern überzeugen in einer Zeit, in der Rohstoffe immer knapper werden, auch mit immerwährender Verfügbarkeit. Da Umweltbewusstsein längst kein Trend mehr ist, sondern in den meisten Köpfen angekommen und verankert wurde, steht Nachhaltigkeit auch beim Einrichten ganz hoch im Kurs.
Kunstfasern
Obwohl nachhaltige Produkte immer gefragter werden, werden die meisten Teppiche trotzdem aus Kunstfasern gefertigt. Das hat zum einen damit zu tun, dass die synthetisch erzeugten Materialien meist günstiger in der Herstellung und Verarbeitung sind und zum anderen, dass sie im Gegensatz zu ihren natürlichen Mitbewerbern überall dort eingesetzt werden können, wo sie gebraucht werden. Kunstfasern, zu denen in der Teppichherstellung vor allem Polyacryl, Polypropylen, Polyester und erneut der Sonderfall Viskose gehören, können überall eingesetzt werden, im Bereich von Wohnaccessoires bis hin zum Hundespielzeug oder auch im Weltraum. Naturfaser-Teppiche eignen sich beispielsweise nicht fürs Badezimmer oder im Outdoor-Bereich, Kunstfasern halten mit ihrer robusten Struktur aber auch Feuchtigkeit stand und lassen wegen ihrer Farbechtheit Teppiche auch nach einem Regenschauer weiterhin strahlen.
Teppichherstellung: Weben
Das Weben von Teppichen kann maschinell oder per Hand erfolgen. Die Herstellung eines maschinell gewebten Teppichs dauert im Schnitt nur eine Stunde und ist damit viel unkomplizierter und schneller als das Weben von Hand, was je nach Größe und Mustern sogar mehrere Monate oder Jahre dauern kann. Deswegen werden heutzutage überwiegend vollautomatische Webstühle genutzt. Die meisten Teppiche in den Haushalten der Welt stammen also von Webmaschinen, wobei handgewebte Teppiche meistens als solche ausgezeichnet sind und öfter bei Naturfasern vorkommen. Sie besitzen ein Modell aus Jute oder Schurwolle? Dann liegt die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sie ein handgewebtes Exemplar beherbergen.
Handgewebte Teppiche
Bei der Teppichherstellung eines handgewebten Teppichs führt der Weber alle Fäden von Hand in den Webstuhl. Der sogenannte Kettfaden wird dabei rechtwinklig mit dem Schussfaden gekreuzt, sodass mit der Zeit ein richtiges Gewebe sichtbar wird. Bei halbmechanischer Herstellungsweise führt der Weber ebenfalls die Fäden, der Webstuhl wird jedoch automatisch angetrieben. Auf diese Weise werden meist Flachgewebe aus Wolle gefertigt, Hochflor-Teppiche entstehen meist auf vollständig manuellen Webstühlen.
Maschinell gewebte Teppiche
Maschinell gewebte Teppiche entstehen auf vollautomatischen Webstühlen, deswegen spricht man auch von maschinengewebter Produktion. Da das Garn von tausenden Rollen gleichzeitig in den Webstuhl geführt wird, können bei dieser Herstellungsart maximal zehn Farben miteinander kombiniert werden. Die Teppichherstellung von Hand ermöglicht also eine größere Vielfalt in Farben und Mustern, ist aber wesentlich aufwändiger und dementsprechend teurer. Ist ein Teppich fertig gewebt, müssen die einzelnen Stücke zum Schluss noch auf die gewünschte Länge zugeschnitten werden. Damit die Teppiche lange halten und nicht ausfransen, werden anschließend außerdem noch Kanten angebracht.
Teppichherstellung: Knüpfen
Vom Teppichknüpfen hat selbst der größte Teppichmuffel schon einmal etwas gehört, dieses Verfahren ist mit Abstand das traditionellste und vor allem bei hochwertigen Orientteppichen eine wahre Kunst. Aber auch hier gibt es heute mechanische Methoden, die das Verfahren automatisiert haben und so für jeden bezahlbar sind.
Handgeknüpfte Teppiche
Der Tradition wegen wird seit jeher Schafwolle verwendet, die nach dem Scheren der Schafe gesponnen, gefärbt und getrocknet wird. Das Garn was anschließend zum Knüpfen benutzt wird, nennt sich jetzt Florgarn und wird einzeln um den im Knüpfstuhl gespannten Kettenfaden geknotet. So entsteht langsam Reihe für Reihe und Muster können nach Belieben eingeknüpft werden. Da jeder Knoten einzeln gesetzt werden muss, ist diese Herstellungsweise die vielfältigste, aber noch aufwändiger als das Weben. Ist der Teppich fertig, wird er gewaschen, um möglichen Dreck und Wollreste zu entfernen. Diese abschließende Wäsche ist es auch, die die letztendliche Farbintensität, den möglichen Glanz und die Haptik beeinflusst. Der trockene Teppich wird anschließend je nach Auftrag oder Geschmack von Hand geschoren. Auf diese Weise kann bestimmt werden, wie hoch der Flor des jeweiligen Teppichs zum Schluss sein soll und kleine Unregelmäßigkeiten können so beseitigt werden. Sie merken schon: Diese Herstellung hört sich nicht nur nach allerhand Aufwand ist, sie ist es auch – was sich im Preis widerspiegelt. Handgeknüpfte Teppiche, vor allem Orientteppiche sind wahre Luxusprodukte.
Kleine Ungleichmäßigkeiten sind hier übrigens kein Makel, sondern ein typisches Merkmal der Herstellung von Hand und das wichtigste Unterscheidungsmerkmal zwischen maschinellen und von Hand geknüpften Teppichen. Handgeknüpfte Modelle sind oft unsymmetrisch, bei mechanischen Modellen wird das gewünschte Muster meist einfach gespiegelt und deswegen völlig fehlerfrei. Ein Teppichknüpfer kann diese Symmetrie kaum nachmachen, da er kleine Details und das gesamte Muster erst genau erkennt, wenn der Teppich nach dessen Beendigung getrimmt wird. Bei geübten Knüpfern reden wir hier auch von minimalen „Fehlern“, die eigentlich jedoch zum Einzelstück-Charakter beitragen und die Teppiche final zu echten Unikaten machen, die teilweise genau deswegen im Wert steigen. Außerdem können überstehende Fäden am Rand oder im Flor einfach selbst mit einer Schere gekürzt werden. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist der Knoten, der sich bei handgewebten Modellen auf der Rückseite befindet und bei maschinell hergestellten Vorlegern komplett fehlt.
Maschinell geknüpfte Teppiche
Im 19. Jahrhundert begann die Industrialisierung und auch der Webstuhl wurde mit der Zeit immer automatisierter. Vor allem in England wurden deswegen hohe Auflagen an Teppichen maschinell gefertigt. Was am Anfang noch verbesserungswürdig war, wurde rasch optimiert und dadurch immer mehr Zeit beim Produzieren eingespart. Zunächst waren noch viele Arbeiter in den Prozess mit einbezogen, die zwischen den einzelnen Produktionsschritten Hand anlegen mussten, aber auch dies wurde verbessert und immer weniger, sodass der Prozess bei der Herstellung schlussendlich vollkommen automatisiert war. Die maschinell geknüpften Teppiche unterscheiden sich in ihrer Herstellung kaum von den maschinell gewebten und brauchen auch in etwa so lange bis zur Beendigung – also etwa eine Stunde. Aber auch hier erkennt man schnell einen Unterschied zwischen einem maschinell gefertigten und einem handgeknüpften Modell, bei einem Teppich aus der Maschine werden die typischen Fransen zum Schluss aus rein dekorativen Zwecken eigens angenäht. Ein handgefertigtes Exemplar hingegen hat diese Fransen, weil sie das Ende des universellen Kettenfadens bilden, der den ganzen Knoten zusammenhält.
Teppichherstellung: Tuften
Tuften stammt vom englischen „tuft“, was in etwa so viel heißt wie „mit Büscheln verzieren“ und wird in Deutschland seit den 1950er Jahren in der Industrie genutzt, um Teppiche mit besonderen Mustern und einer aufregenden Haptik zu produzieren.
Mit einer Tuftingmaschine werden Garne in das Grundmaterial eines Teppichs gestochen. Beim Tuften wird von der Rückseite gearbeitet, die Nadel sticht durch das Material und vorne entsteht eine Schlaufe. Wenn die Schlaufe später aufgeschnitten wird, entsteht eine Velours-Oberfläche, soll die Schlingenstruktur erhalten bleiben, wird auf das Abschneiden einfach verzichtet. Das ganze Prinzip kann man sich wie das Arbeiten einer Nähmaschine vorstellen. Damit sich die Fäden nach Fertigstellung nicht wieder lösen, wird der Rücken des Teppichs mit Latex verleimt. Damit der Teppich auch von hinten ansehnlich bleibt, wird meistens ein Baumwollgewebe aufgeklebt, um das ganze zu kaschieren.
Auch beim Tuften gibt es die Möglichkeit, sich beim DIY auszuprobieren, es gibt viele Videos, in denen das Prinzip erklärt wird. Möchten Sie dabei ein besonderes Design erhalten, nutzen Bastler meist eine Folie, auf die das Design gestanzt und dann anschließend mit Farbe auf den Träger transferiert wird. So entsteht eine Schablone, die das Tuften von Mustern erleichtert. Maschinell getuftete Teppiche sind weit verbreitet, weil sie unkompliziert und schnell hergestellt werden können und somit im Preisvergleich günstig zu haben sind.