Der Barockstil: Opulent & prachtvoll einrichten

27.06.2023, 15:07:31

Einrichten im Barockstil kommt nie aus der Mode, es erfordert allerdings einige Grundkenntnisse über die wesentlichen Merkmale des opulenten und prachtvollen Einrichtungsstils und ein geschicktes Händchen, damit es nicht zu altbacken, schwer und verspielt aussieht.

Modernes Interior-Design berücksichtigt in vielerlei Hinsicht die Vorliebe für den Barockstil, der sich auch zeitgemäß und mit modernen Elementen kombinieren oder abwandeln lässt. So finden sich im Handel Tapeten und Teppiche mit Barockmuster, Mobiliar, Stoffe und Wohnaccessoires im Barockdesign. Auch der Antik- oder Flohmarkt ist eine ideale Fundgrube für originale Stücke aus der Zeit, die liebevoll wieder aufgearbeitet werden können. Lernen Sie die essenziellen Merkmale des Barockstils in diesem Beitrag kennen.

Welches Lebensgefühl der Barockstil vermitteln will

Lebenslust, Geselligkeit, Reichtum, Pracht, Glanz und Gloria, die spielerische Leichtigkeit des Seins, ausschweifende Feste, eine große Liebe zur Verzierung, zu erlesenen Materialien und Verschnörkelungen aller Art, zu üppigen Rundungen, majestätischen Blütenranken und symmetrischen Formen, aber auch zu mystischen Figuren und Darstellungen der Antike oder religiösen Figuren – All das verkörpert der Barockstil.

Als Barock wird die kunstgeschichtliche Zeitepoche von 1575 bis 1770 bezeichnet, deren Baukunst sich noch heute in historischen Palästen und Schlössern widerspiegelt und die wie kaum eine andere Stilepoche mit königlich kaiserlicher Pracht in Verbindung gebracht wird. Der Barock lässt sich in Frühbarock, Hochbarock und Spätbarock (Rokoko) untergliedern, wobei die wesentlichen Merkmale in allen drei Abschnitten gleich sind.

In der Innenarchitektur gehört der Barockstil zu den ausdrucksstärksten und auch aufwendigsten Stilen, der Raum avanciert zum Gesamtkunstwerk und Schmuckstück. Der Barock steht ebenso für die Selbstdarstellung, die überspitzte Form des Eleganten, der Eitelkeit, vielfach auch für die Täuschung, denn hier gilt oftmals der Spruch: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Die Menschen des Barock waren ihrer Zeit gestalterisch weit voraus, sie übten sich in hervorragender Improvisation, frei nach dem Motto: Mehr Schein als Sein. So wurde beispielsweise teurer Marmor durch exquisite Maltechnik imitiert.

Materialien, die den barocken Einrichtungsstil ausmachen

Nur das Beste ist für den Barockstil gut genug. Erlesene Stoffe mit feinem Glanz, Gold- und Silberfäden, aus Samt, Seide und Brokat, Marmor, Granit, Basalt, Gold, Silber, Bronze, Kupfer, Perlmutt, Edelhölzer wie Nussbaum oder Mahagoni, textile Wandverkleidungen, Wandteppiche, Stuckelemente bilden den originalen Barockstil perfekt ab.

Wer diesen Stil in seine vier Wände zaubern möchte, kann dies auch weitaus günstiger umsetzen, z.B. mit Blattgold oder Goldfarbe zum Verzieren von Möbeln, Bilderrahmen, Spiegel, etc., selbstgegossenen Gipsornamenten oder Styroporornamenten, die mit Kalkfarbe veredelt werden und vom echten Stuck kaum mehr zu unterscheiden sind. Zahlreiche Mal- und Schabloniertechniken bieten sich für den täuschend echten Marmorlook oder die Verzierung mit barocken Ornamenten an.

Die Farbwelt des Barock: Überschwänglich extravagant

Wer an den Barockstil denkt, dem kommt automatisch die Farbe Gold in den Sinn. Doch noch zahlreiche weitere Farben bestimmen das Zeitalter des Barock. Da Farbpigmente zur damaligen Zeit noch zu den Luxusgütern zählten, konnten sich nur die Reichen und Adeligen diesen Luxus leisten und den zeigten sie natürlich in verschwenderischer Art durch satte Farbaufträge von Purpur, Rot- und Blautönen, Dunkelgrün, idealerweise noch mit Edelmetallschimmer verfeinert.

Der neu interpretierte Barockstil spielt gerne mit leuchtenden Farben, die einen starken Kontrast zu den verzierten und verschnörkelten Möbeln der Zeit setzen. So werden Tische, Kommoden, Sessel und Stühle im Barockstil gerne kunterbunt in Pink, Schwarz, Wiesengrün oder Kobaltblau lackiert.

Authentische Wand- und Bodengestaltung im Barockstil

Die Wände im Barock wurden mit Stoff bespannt, kunstvoll bemalt, mit Stuck verziert, auch Wandkassetten mit Zierleisten sind für den Barockstil typisch. Um das Flair des Barock an die Wand zu zaubern, finden sich heute eine Vielzahl von Tapeten mit Barockmuster oder als Metallic-Tapeten mit feiner Goldauflage. Mit Profil- und Zierleisten aus Holz, Stuck oder Styropor lassen sich die Kassettenwände nachahmen, wobei es besonders raffiniert aussieht, wenn die Kassetten mit einer Barockmustertapete „gefüllt“ werden und die übrige Wand sich in einem intensiven Farbton abhebt.

Die Böden des Barock glänzen in feinstem weißen Marmor. Für den doch eher praktischen Alltag ist dieser Bodenbelag für die meisten dann doch zu teuer und wertvoll, aber es gibt ja die Alternativen für den modernen Barockstil. So bietet sich ein Holzfußboden an, der weiß lackiert wird, daneben sind Laminat oder PVC-Böden mit Mamordesign eine günstige Alternative. Sehr edel wirken auch weiße oder goldfarbene Velours-Teppichböden.

Mobiliar, Wohnaccessoires, Dekoration in opulenter Sinnlichkeit

Die prunkvolle Opulenz zieht sich im Barockstil wie ein roter Faden durch alles, was den Raum bestückt. Charakteristisch sind Polstermöbel, die mit wertigen, weichen, farbintensiven und gemusterten Stoffen bezogen sind und der Zeitepoche entsprechen, z.B. die königlichen Barocksessel, Ottomanen, Chaiselongues, Sofas, Beistelltische, Sekretäre und Schminktische. Aufwendige Schnitzereien mit den beliebten Barockmotiven, Verzierungen aus Stuck, geschwungene und verspielte Formen sowie die typischen Klauen-, Tatzen- oder Geißfüße bestimmen Möbel im Barockstil. Ein Himmelbett mit Baldachin darf nicht fehlen. Die originalen Barockmöbel wurden nur aus Massivholz gefertigt und dann farblich (meist in Weiß oder in Pastellfarben) angepasst. Der Markt bietet heute sowohl lackierte Holzmöbel als auch farbige Kunststoffmöbel im Barockstil.

Ausladende Kronleuchter und Lüster mit Glasperlenbehang sind für die Deckenbeleuchtung prädestiniert. Entsprechend der Jahreszeit können diese mit zusätzlichen Deko-Elementen versehen werden, z.B. Zweige und Kugeln in der Weihnachtszeit. Auf Tischen, Kommoden und Anrichten machen sich Kerzenleuchter im Barockstil, versilbert oder vergoldet und mit vielen Armen, hervorragend.

Ovale Spiegel mit Holzrahmen und großzügiger Stuckverzierung sind unverzichtbare Stilelemente des Barock. Bei der Größenauswahl sind Sie relativ frei, auch runde Spiegel kommen in Frage. Gleiches trifft auf Bilderrahmen für Fotos oder auch leer zu, je pompöser der Rahmen, umso besser.

Fensterdekorationen zeigen sich kunstvoll drapiert, schwere hochwertige Stoffe wie Samt und Brokat kommen für Vorhangschals zum Einsatz, darunter darf gerne ein Seidenvorhang in abgestimmter Farbe hervorblitzen. Prächtige Quasten dienen als Raffhalter. Auch Kissenbezüge und Decken bestechen durch Rüschen, Volants, kleine Quasten und Pompons, sind aus Jaquardstoffen, Taft oder unifarbenem Satin mit viel Raschelpotential gearbeitet.

Bei den übrigen Wohnaccessoires geht es weiterhin verschwenderisch üppig zu. Dazu zählen Putten, Statuen, Bronzen, Vasen, Amphoren und Figuren im antiken griechischen Stil, feinstes weißes Porzellan mit filigraner Rankenornamentik, Kristallgläser, Kristallschüsseln, Etageren für die süße oder herzhafte Nascherei, Gold- und Silbertabletts. Übrigens finden im Barockstil auch endlich wieder Omas Häkel- und Spitzendeckchen einen gebührenden Platz.